Was gibt es Neues in Paudorf?

Ortskapelle Paudorf

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An der Stelle, an der heute die Kapelle steht, befand sich im Mittelalter ein Kreuz. 1396 widmete Mathes der Speiser zu Göttweig der Oblei des Stiftes seine "Wiese bei dem Kreuz zu Grassenprunn" (Grassenprunn = großer Brunnen; der ehemalige Gemeindebrunnen, der noch 1801 in Gemeinderechnungen erwähnt wird, befand sich an dieser Stelle.)

Spätestens gegen Ende des 18. Jahrhunderts (1796?) wurde dann eine (hölzerne) Kapelle errichtet, denn die heutige Kapellengasse trägt um 1814 die Bezeichnung "Kirchenweeg".

1794 scheinen in der Gemeinderechnung 1 fl 1 für "Glockenseil samt Keten, Röhren und anmachen" auf. "Die Glockhen ist 2 mahl in die Schmieden gebracht und sodann wiederumb aufgehängt worden, dabei verzehrt 45 kr."


Auch 1796 findet sich ein Hinweis auf "Kapellenerfordernis", und 1797 wird sogar ein "Mößner" erwähnt. 1801 wird ein neues Glockenseil angeschafft und 1820 bis 1822 versieht Maria Schlöglin das Läuten. Dass es sich bei der Kapelle um einen Holzbau oder überhaupt nur um einen Glockenstuhl gehandelt haben dürfte, ergibt sich daraus, dass im Kataster von 1822 keine Kapelle erwähnt wird. (Die Gemeinde Paudorf war wohl auch zu arm, um sich einen solchen Bau leisten zu können. 1817 betrug das Gemeindevermögen nach Abzug der Schulden rund 370 fl, während Höbenbach, das nur einige Häuser mehr zählte, über ein Gemeindevermögen von rund 7.200 fl verfügte.)

Die heutige Kapelle dürfte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erbaut worden sein, und 1887 kaufte die Gemeinde eine kleine Glocke. (Was mit der früher vorhandenen geschehen war, ist nicht bekannt.) 1896 wurde die Kapelle renoviert; die neuerliche Einweihung erfolgte am 30. August. In diesem Jahr spendete Frau Katharina Frühwald eine zweite Glocke.

1917 musste die größere Glocke abgeliefert werden, und im 2. Weltkrieg traf die kleinere das gleiche Los, sodass nun überhaupt keine mehr vorhanden war. Deshalb wurde am Ostermontag, dem 29 März 1948, eine 80 kg schwere Glocke, die aus dem Jahre 1569 stammt, im Rahmen einer schlichten Feier auf den Turm der Kapelle gebracht. Die Herkunft der Glocke ist unbekannt, sie dürfte von den Russen aus einem deutschen Ort in Ungarn oder aus einem Glockenlager mitgebracht worden sein. Das Pfarramt Göttweig hatte die Glocke durch Vermittlung einiger Monteure aus dem russischen Lager in Mautern erworben und der Gemeinde Paudorf für die Ortskapelle zur Verfügung gestellt. Die Glocke, die älteste in Gemeinde und Pfarre, trägt die Inschrift: "WOLFF  HILGER  VON .....GOS MICH MDLXIX".

1979 wurden neuerlich Renovierungsarbeiten notwendig. Nach Abschluss der Gesamtrenovierung wurde die Kapelle am 11. November 1984 durch Subprior P. Albert Texel und Pfarrer P. Udo Fischer eingeweiht.

1988 erhielt die Kapelle ein elektrisches Läutwerk.

Über dem schlichten Altartisch hängt ein großes Ölbild "Kreuzabnahme" (um 1800, Nachfolge Martin Johann Schmitdt). Neben zwei alten Prozessionskreuzen ist auch eine Prozessionsfahne von 1896 erhalten (Maria; Pestpatrone Vitus, Rosalia und Sebastian). In der Kapelle befindet sich das einzige erhaltene Votivbild der Pfarre. Es zeigt die Krönung Mariens durch die Hl. Dreifaltigkeit und darunter die Pestpatrone Vitus, Sebastian, Rochus und Rosalia. Die Widmung: "Mathias Kishling Wagner Maiser allhier und Maria Barbra Ehwirthin zu Ehrn Gott und der Heiligste Mutter Gottes 1752" (Die Familie Kiesling war zu dieser Zeit sehr wohlhabend; sie besaß die Häuser Nr. 5 und Nr. 32 sowie das "Inleuthäusl" Nr. 11).

Johannes Kißling, ein Ururenkel des Stifterpaares, trat 1872 ins Stift Göttweig ein und wurde als P. Benedikt ein ausgezeichneter Botaniker. Er führte die Lichtbeobachtung in Österreichs Botanik ein. Eine von ihm entdeckte Orchideenart trägt seinen Namen (Orchis Kisslingi"). Kißling war auch an den Ausgrabungen in der Gudenushöhle beteiligt.

Kopien des Maria-Hilf-Bildes und des Altbrünner Gnadenbildes, beide aus dem 18 Jahrhundert, sind Zeugen für die Beliebtheit des durch Paudorf führenden Zellerweges, den zahlreiche Pilger, u. a. auch aus Brünn, nach Mariazell gegangen sind.

Bewunderungswürdig sind zwei barocke Glaskästchen: eine Bethlehems-Krippe mit zahlreichen winzigen Figuren und eine Darstellung des Jesuskindes. Undatiert ist ein bekleidetes Wachsbild (Maria mit Kind) hinter Glas.

Patrozinium: Schmerzhafte Muttergottes (15. September)