Was gibt es Neues in Paudorf?

Paudorf

 

 

Einwohner (Volkszählung am 15. Mai 2001):  721

 

 

 

 

Paudorf wurde laut historischem Ortsnamenbuch von Niederösterreich 1072/91 erstmals urkundlich erwähnt. Auch in der Göttweiger Stiftungsurkunde aus 1083 wird als damaliger Ortsname "Pumannisdorf" bzw. "Bumannisdorf" angegeben. Dieser Ortsname wäre übersetzt so zu verstehen, dass es sich um das Dorf eines Baumannes (Bauern) handelt.

Paudorf war bei seiner Gründung ein Salhof (herrschaftlicher Wirtschaftshof) mit einigen zinspflichtigen Hofstätten, bildete ein Ministerialenlehen, das von den Grafen von Ratelnberg vergeben war. Graf Ulrich von Ratelnberg widmete den Besitz wieder dem Bischof Altmann zu Passau, der "Bumannisdorf" dem neugegründeten Stift Göttweig stiftete. Diese Schenkung fiel in die Zeit von 1072 bis 1083, also in die Gründerzeit Göttweigs.

Das tatsächliche Entstehen des Ortes liegt sicher weiter zurück, doch fehlen darüber entsprechnende Aufzeichnungen.

Die Dorfnamen lauten in der Folge Pumannestorph (1108), Pumannisdorf (1125), Povdorf (1222). Pawdorf (1396), Paudorff (1591) und später bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Baudorf, bevor im jetzigen Zeitalter der Name Paudorf verwendet wird.

Entstehung des Ortes

Wenn wir die Lage der ältesten Häuser betrachten, fällt auf, dass sowohl den natürlichen Gegebenheiten entsprechend als auch zum Schutz vor feindlichen Überfällen die Standortwahl günstig war.

Damals war der Dunkelsteinerwald noch Urwald, wo alle möglichen Wildtiere hausten. Der Wald reichte weit ins Tal herab, wo er von Auen und Sümpfen abgelöst wurde. Die Fladnitz und der Höbenbach schlängelten sich durch ein großes Teich- und Sumpfgebiet, welches sich im Bereich der heuten Fladnitzwiesen und der Felder um den Hellerhof befunden hat. Die Hügelrücken im Bereich des Halterberges und Sonnwendhügel bildeten eine sichere Wohnanlage, da gegen Süden und Westen der Wassergürtel Schutz bot. Das Gebiet war nur vom Nordosten her zugänglich, der südwestliche Vorsprung wurde daher zur Anlage der ersten Häuser ausgewählt. Hier wurde der erste Wirtschaftshof des herrschafltichen Bestizes errichtet, Haus 1, 2 und 3. Die ersten Hofstätten (freie Bauern) dürften im Bereich der Häuser 5 bis 10, 16 und 32 bis 36 entstanden sein.

Das Ackerland wurde mühsam dem sumpfigen Gebiet abgerungen, jede Hofstätte bekam von derr Herrschaft einen Grundstreifen, der sich über die Fladnitz zum gegenüberliegenden Berghang zog und mit Sträuchern begrenzt war, zugewiesen.

Durch die Fladnitz wurde eine Furt angelegt, Teiche gegraben und so das Wasser abgeleitet und das Land urbar gemacht.

Als Verkehrswege über Land waren die alten Römerstraße über Eggendorf nach Kuffern (Alte Straß) und die Zellerstraße am Fuss der westlichen Bergkette.

Die ersten Siedler waren noch ziemlich freie Leute. Sie besassen das ihnen zugewiesene Rodland meist zur lebenslänglichen Nutzung.

So wie alle anderen Orte unserer Gemeinde, hatte auch Paudorf in seiner Entwicklungsgeschichte seit der ersten urkundlichen Erwähnung seine Probleme mit den Herrschern und kriegerischen Ereignissen.

In das Zeitalter der Kreuzzüge (1096 bis 1291) fiel auch die Auflösung des Salhofes zu Paudorf in vier Zinslehen.

In den Jahren 1347 bis 1350 wütete auch hier die Pest, der "Schwarze Tod" genannt.

Kriege führten immer wieder zur Flucht der Menschen, sie wurden beraubt, die Hofstätten niedergebrannt und das Vieh weggetrieben. 1425 bis 1427 waren es die Hussiten, dann raubte und plünderte der Ritter Konrad von Fronau, nahm 1461 das Schloss Hollenburg in seinen Besitz und bedrückte von dort das Kloster Göttweig und die in den Dörfern wohnenden Untertanen. Die Magyaren kamen 1481 plündernd und brandschatzend in das Fladnitztal, die Türken standen 1529 vor Göttweig und belasteten die Gegend um den Göttweiger Berg mit ihren Forderungen. Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 hinterließ auch bei uns seine Spuren, kaum war dieser vorbei, kamen 1683 wieder die Türken.

Von der Pest, die in den Jahren 1679 bis 1683 in den nahen Orten Herzogenbureg, Hollenburg und Mautern wütete, dürften die Orte um den Göttweiger Berg verschont geblieben sein.

Stift Göttweig wurde am 17. Juni 1718 von einer Feuersbrunst heimgesucht, die nicht nur das Stiftsgebäude, sondern auch viele Kunstschätze vernichtete. Beim Wiederaufbau fanden viele Laute aus der Umgebung Arbeit. Viele Handwerker siedelten sich hier an. In Paudorf waren damals viele Zimmerleute ansässig.

Während des Erbfolgekrieges kamen 1741 bayrische und französische Soldaten in unsere Gegend.

Der Bauernstand erfreute sich der besonderen Obsorge von Kaiserin Maria Theresia, die die Grundherren veranlaßte, Herrengrund an die Bauern abzugeben. An der Untertänigkeit wurde aber noch nicht gerüttelt.

Auch Kaiser Josef verschaffte den bäuerlichen Untertanen weitere Erleichterungen. Die vollständige Befreiung der Bauern erfolgte erst in späterer Zeit.

Unter Kaiserin Maria Theresia wurden in den Orten Volkszählungen durchgeführt und Häusernumerierungen vorgenommen. Hausnummern gibt es seit 1770.

Vor dem Bau der Kapelle in Paudorf um 1796 befand sich ein Glockenstuhl mit einer Bildstocknische in der Nähe des Hauses Nr. 29. Die dorft befindliche Wiese wurde bis vor kurzem noch immer die Glockenwiese genannt.

Im Jahr 1805 hatte Kaiser Franz mit den verbündeten Russen den Kampf mit Napoleon I. aufgenommen. Diese Franzoseneinfälle brachten auch unsere Bevölkerung in harte Bedrängnis.

Die Bewohner von Paudorf wußten bei einem nochmaligen Franzoseneinfall um 1809 ihr Vieh und sonstiges Hab und Gut im Bruckweggraben zu verstecken.

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die österreichischen Besitzungen der bayrischen Klöster vom Staat eingezogen und an Private verkauft, davon betroffen waren in unserer Dorffreiheit die östlich vom Schulhaus gelegenen Äcker und Wiesen des Klosters von St. Nikolai bei Passau.

Im Jahr 1854 erfolgte die Vereinigung der Orte Paudorf, Hörfarth und Meidling zu einer Gemeinde.

Ab 1864 gibt es in Paudorf nachweisbar Einrichtungen zum Feuerschutz, schon 1800 wurde eine Feuerspritzenverordnung erlassen.

 

Das erste Spritzenhaus für die FF Paudorf wurde im Jahr 1889 gebaut. Die Eisenbahnlinie Krems - Herzogenburg wurde ebenfalls 1889 der Bestimmung übergeben. Das Bahnhofsgebäude besteht seit dieser Zeit. Vor dem Bahnbau besorgten Postkutschen den Reiseverkehr zwischen Krems und St. Pölten.

 

 

 

Von 1896 bis 1906 war am nordwestlichen Ortsende, an der Straße nach Klein-Wien ein Steinbruch, der als "Paudorfer Steinbruch und Gewerkschaft von J. C. Loewenfels Wtw." betrieben wurde. Viele Einwohner fanden dort Arbeit und Verdienst.

Die Heranbildung der Kinder erfolgte in der Volksschule zu Göttweig bis 1904. Mit  1. Dezember 1904 erfolgte die Verlegung der öffentlichen Volksschule nach Paudorf. Die 1904 neuerbaute Volksschule von Paudorf wurde am 2. Juli 1905 eingeweiht.

Im 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 wurden wieder von der Bevölkerung große Opfer abverlangt. Die Männer rückten ein, zu Hause mangelte es an vielen Dingen. Gegen Ende des Krieges wurden die Lebensmittel immer weniger, Diebstähle und Einbrücke häuften sich.

1920 wurde eine Drahtseilbahn in Betrieb genommen, die der Holzbringung vom Gebiet der Ammering aus dem Dunkelsteinerwald zum Bahnhof Paudorf diente (Anglobank). Der Betrieb wurde aber 1921 wieder eingestellt.

1922 wurde in den Ortschaften der Gemeinde Paudorf das elektrische Licht eingeleitet bzw. war die Versorgung mit elektrischem Strom möglich. Mit den Arbeiten zur Herstellung des Ortsnetzes wurde 1920 unter Mithilfe der Ortsbewohner begonnen.

Im Jahr 1926 fand die feierliche Einweihung des Kriegerdenkmals bei der St. Blasien Kirche in Klein-Wien statt, welches für die Gefallenen der Gemeinden Steinaweg, Paudorf und Höbenbach errichtet wurde.

1925 gab es bei uns die ersten Radioapparate, ab 1928 werden verschiedene Autobuslinien geführt, der Zuckerrübenanbau begann 1929.

Verschiedene politische Ereignisse in der Zwischenkriegszeit prägten auch in Paudorf das gesellschaftliche Leben.

Dem Zweiten Weltkrieg, der in unserem Gebiet nach einer dreiwöchigen Frontphase mit Aufenthalt in den Kellern am 8. Mai 1945 zu Ende ging, folgte die Besatzungszeit. Wie all die Jahhunderte vorher mußte die Bevölkerung unseres Ortes wieder von vorne beginnen!

Nach einiger Zeit der politischen Bevormundung gab es wieder freie Wahlen in den Gemeinderat. Die Aufbauarbeit brachte den Bewohnern Arbeit und Brot, sodass sich nach und nach, besonders nach dem Abzug der Besatzungsmächte, wieder allgemeiner Wohlstand einstellte.

Das Amtshaus in Paudorf wurde 1954 bis 1956 mit Maschinenhalle, Badeanlage und Gemeinschaftswaschküche gebaut. Auch ein Gemeindefuhrwerk (mit Traktor) wurde eingerichtet.

Das Wählamt in Paudorf, 1967 gebaut und 1968 in Betrieb genommen, ermöglichte eine umfangreiche Telefonversorgung.

Nach einem Tausch mit dem Stift Göttweig konnte im Jahr 1963 bis 1964 mit dem Bau eines Fußballplatzes begonnen werden, der für die Kinder der Volksschule und für den 1968 gegründeten SV Paudorf zur Verfügung gestellt wurde.

 

Was die Pflanzenwelt betrifft, befindet sich im Bereich der KG Paudorf eine absolute Rarität, die 1880 vom ehemaligen Abt des Stiftes Göttweig, Adalbert Dungl, gepflanzten kalifornischen Mammutbäume (Wellington Gigantea).

Der Platz wurde nach einem dort aufgestellten Gedenkstein als Adalbertrast im Volk bekannt. Das Forstamt Göttweig hat dort 1980 ein Aboretum - seltene Baumarten aus Europa, Asien und Übersee - angelegt.

 

Als interessante Einwohner von Paudorf sind die im Jahr 1688 vorkommenden Einwohner Georgius und Susanna Stöckl erwähnenswert, die als Urgroßeltern der Mutter des berühmten Tondichters Franz Liszt gelten.